Feuerwehr: «Es beruht sehr viel auf einer guten Partnerschaft, vor allem in Notsituationen»

(30.08.2016) Yves Maeder aus Giffers ist Mitglied des Gemeindeführungsorgans (GFO) Region Murten und Verbindungsperson zwischen der Feuerwehr Region und dem GFO. Yves Maeder vertritt im GFO Region Murten die Feuerwehr Region Murten und ist die Verbindungsperson zwischen den beiden Organen. Das GFO Region Murten leistet professionelle Hilfe zum Schutz der Bevölkerung. Der Verband umfasst die Gemeinden Clavaleyres/BE, Courgevaux, Galmiz, Gempenach, Greng, Meyriez, Münchenwiler, Muntelier und Murten (mit den Orten Büchslen, Courlevon, Jeuss, Lurtigen, Salvenach).

Interview:  Anton Bruni, Stv Vertreter Informationen

 

Yves Maeder, welches sind die Zuständigkeitsbereiche der Feuerwehr Murten im GFO Region Murten insgesamt?

Die Feuerwehr Region Murten hat ganz generell die Aufgabe, bei Bränden, Naturereignissen, Explosionen, Einstürzen, Unfällen und Chemieunfällen zu intervenieren, dies zum Schutz von Menschen, Tieren, Umwelt und Sachwerten. Ihr Zuständigkeitsbereich ist sowohl
innerhalb als auch ausserhalb des GFO Region Murten identisch.

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In welchen Situationen kommt die Feuerwehr Murten als Teil des GFO Region Murten zum Einsatz? Welche Bereiche deckt dann die Feuerwehr Murten ab?

Das GFO Region Murten ist ein Führungsstab. Das Ziel ist, dass die zahlreichen Fachdienste wie Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Technische Werke und Zivilschutz bei einer komplexen oder ausserordentlichen Lage, das heisst im Falle einer Katastrophe, die bestehende Gefahrensituation eliminieren.

Wird das GFO Region Murten in einem solchen Fall operationell, ist die Feuerwehr mit mindestens einer Person im GFO Region Murten vertreten. Diese stellt die Verbindung zwischen der Einsatzleitung der Feuerwehr und dem Führungsstab des GFO sicher.

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Welches ist Ihre konkrete Aufgabe im Gemeindeführungsorgan Region Murten?

Ich vertrete im GFO Region Murten die Feuerwehr Region Murten und bin die Verbindungsperson zwischen den beiden Organen.

Die Feuerwehr verfügt über die grössten Personal-, Material- und Mittelressourcen. Diese können von den Gemeinden innerhalb von Minuten aufgeboten werden. Als einzige Einrichtung verfügt die Feuerwehr über Schutzbekleidungen, die einen Einsatz in Räumen mit grosser Hitze, bei Rauch, Gasen und bei Chemikalien erlauben.

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Wie viele Feuerwehrleute stehen im Falle eines Ereignisses dem Gemeinde-führungsorgan Region Murten zur Verfügung?

Der Bestand der Feuerwehr Region Murten beträgt gegenwärtig 170 Feuerwehrleute. Da es sich um eine Milizfeuerwehr handelt, ist bei einem Ernstfalleinsatz die Anzahl der einrückenden und zur Verfügung stehenden Feuerwehrleute von deren Verfügbarkeit abhängig. Durchschnittlich können innerhalb von wenigen Minuten zwischen 20 und 30 Feuerwehrleute mobilisiert werden.

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Und wenn noch weitere Feuerwehrleute benötigt werden?

Bei grösseren Ereignissen können innerhalb einer halben Stunde zwischen 50 und 60 Feuerwehrleute mobilisiert werden.

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Wie ist die Zusammenarbeit zwischen dem Feuerwehrverband Region Murten und dem Gemeindeführungsorgan Region Murten geregelt?

Die Zusammenarbeit basiert auf gesetzlichen Grundlagen und sie ist in den Statuten des Bevölkerungsschutzverbandes der Region Murten und des Feuerwehrverbandes geregelt und verankert.

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Welche Dringlichkeitsstufen gibt es beim Einsatzdispositiv? 

Im Falle von kleineren alltäglichen Ereignissen führt der Einsatzleiter der Feuerwehr den Einsatz in Absprache mit den involvierten Stellen und Diensten. Bei mittleren Ereignissen übernimmt eine Gesamteinsatzleitung die Einsatzleitung. Bei sogenannten Grossereignissen im Gebiet des GFO Region Murten, die eine erweiterte, übergeordnete Koordination verlangen, übernimmt das GFO mit den notwendigen Fachdiensten die Einsatzführung. Das GFO koordiniert die eingesetzten Kräfte und trifft die zusätzlichen erforderlichen Massnahmen.

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Inwiefern?

So kann der Fall eintreffen, dass in einer aussergewöhnlichen Situation ein kantonaler Einsatzleiter der Kantonalen Gebäudeversicherung vor Ort mit einem Kommandofahrzeug die Einsatzführung unterstützt.

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Was geschieht, wenn mehrere Einsatzkräfte auf mehreren Plätzen erforderlich sind?

Das kann natürlich immer wieder geschehen. In Murten befinden sich die Stützpunktfeuerwehr und die Regio-Kompanie der Feuerwehr Region Murten. Gibt es mehrere Einsätze, so werden auch andere Stützpunkte und Feuer-wehren angefordert. Der Grundsatz lautet, dass die Sicherheit in der Region Murten 24/24 Stunden gewährleistet ist. Entwickelt sich aus einer Situation ein Katastrophenfall, übernimmt wie gesagt das GFO Region Murten die Verantwortung für die Führung.

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Wie funktioniert ganz grundsätzlich das Alarmierungssystem?

Die Feuerwehr ist für den Ersteinsatz vorgesehen und sie wird im Notfall von der Einsatz- und Alarmzentrale der Kantonspolizei alarmiert. Dies geschieht über den «eAlarm Emergency» der Swisscom. Ist eine Lageübersicht auch nach länger andauerndem Einsatz und aufgrund der Ausweitung eines Ereignisses immer noch schwierig, wird für die operative Führung und die Koordination das GFO Region Murten aufgeboten. In diesem Fall werden die Verbindungspersonen der Feuerwehr im GFO Region Murten über die telefonische Alarmierungsplattform «Gafri» des kantonalen Bevölkerungsschutzes informiert und alarmiert.

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Gibt es ausser den genannten weitere Kooperationen mit regionalen oder kantonalen Stellen?

Die Feuerwehr Region Murten arbeitet sehr eng mit den Industriellen Betrieben Murten, mit der Ambulanz und der Kantonspolizei zusammen, mit dem kantonalen Feuerwehrinspektorat und mit dem Amt für Umwelt, mit dem Tiefbauamt, dem Zivilschutz wie auch mit der Kantonalen Gebäudeversicherung.

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Wie ist die Feuerwehr Murten im Hinblick auf mögliche Ereignis- und Katastrophenszenarien vorbereitet?

Die Organisation und die Prozesse für die Bewältigung von Ernstfallsituationen sind in der Feuerwehr Region Murten nach dem Modul-Prinzip aufgebaut. Grundsätzlich verfügen wir über ausreichend personelle und materielle Einsatzmittel, um ein Alltagsereignis, eine sogenannte «normale Lage», selbständig zu bewältigen. Entwickelt sich diese zu einem Grossereignis, können Ortsfeuerwehren des Seebezirks oder weitere Stützpunktfeuerwehren angefordert werden.
Die operationelle Führung wird danach von einer Gesamteinsatzleitung übernommen. Diese setzt sich aus Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und anderen benötigten Partnern zusammen, die die erforderlichen Massnahmen bestimmen und koordinieren wie auch die notwendigen Einsatzkräfte anfordern. Es gibt eine sehr enge Verbindung zu den anderen Blaulicht-Organisationen.

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Und was geschieht im Falle einer Katastrophe?

In einem Katastrophenfall könnte es sein, dass örtliche Einsatzdienste, Kräfte und Mittel derart schwer betroffen sind, dass sie nicht mehr ausreichen. In einem solchen Fall würden andere Einsatzmittel des Kantons, wie der Zivil-schutz, aktiviert. Möglicherweise ist auch der Einsatz der Armee notwendig, wie dies in der Schweiz bereits mehrmals der Fall war.

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Gibt es entsprechende praktische regionale und kantonale Übungs-vorgaben?

Ja. Das kantonale Feuerwehrinspektorat macht für die Anzahl der jährlich durchzuführenden Übungen

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Finden auch regelmässig Übungen zu Ereignis- und Katastrophenszenarien im regionalen oder kantonalen Rahmen statt?

Die Feuerwehr Region Murten führt einerseits regelmässig interne Übungen durch, andererseits finden periodische Übungen mit Partnern statt. Beispielsweise mit dem Ambulanz- und Rettungsdienst Murten und Umgebung. Im Jahr 2012 wurde eine Übung durchgeführt, in welcher ein Unfall mit einem Schulbus und einem Lastwagen dargestellt wurde.

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Wie wird die Bevölkerung alarmiert?

Die Bevölkerung kann mit den Sirenen wie auch mittels Radiomeldungen oder Flugblättern alarmiert werden. Das Internet und die sozialen Medien werden auch immer wichtiger.

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Wie bereiten Sie sich ganz persönlich auf mögliche Ernstfallszenarien vor?

Unser Bataillonskommandant Claudio Mignot spricht von den drei «K»: In Krisen Köpfe kennen. Ich lebe diesen Grundsatz auch vor. Es beruht sehr viel auf einer guten Partnerschaft, vor allem in Not- oder sehr speziellen Situationen. Man kann noch so viele Pläne schmieden, aber wenn der Zusammenhalt zwischen den Stellen, Diensten, Ämtern und insbesondere zwischen den Menschen nicht vorhanden ist, dann ist dies ganz besonders in nicht alltäglichen Situationen spürbar.

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