Gefahr beim Aufenthalt im Freien: Zeckenbisse (Mai 2014)
Aspekte des Bevölkerungsschutzes II: Zeckenbisse und deren mögliche Folgen
Wenn der Frühling sich installiert hat, eigentlich sobald die Temperaturen über etwa 8 Grad steigen, muss man bei einem Aufenthalt im Freien, beim Spazieren oder Spielen im Wald, wie etwa auf einer Wiese, mit einem Zeckenbefall rechnen. Die Zecke ist eine Milbenart, welche im Verlauf ihrer Entwicklung verschiedentlich Menschen oder Tiere sticht und sich mit ihrem Blut vollsaugt. Die Zecke braucht in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien (zuerst Larve, dann Nymphe und schliesslich fortpflanzungsfähiges Stadium) jeweils eine solche Blutmahlzeit, und wenn sie dabei nicht gestört wird, kann sie ihr Körpervolumen enorm vergrössern.
Seit einiger Zeit weiss man, dass eine Zecke gefährliche Krankheiten übertragen kann, wenn sie im Zeitpunkt des Stichs infiziert ist. Sie kann Trägerin von verschiedenen Krankheitserregern sein. Als so genannte Zeckenkrankheiten treten in der Schweiz am häufigsten eine Form der Hirnhautentzündung auf, die virale Frühsommerliche Meningoenzephalitis (FSME), welche in einzelnen Fällen zum Tod führen kann, sowie die bakterielle Borreliose, eine schwer zu diagnostizierende Erkrankung, welche langfristig durch Beeinträchtigungen des Nervensystems schwer wiegende Gesundheitsschäden verursachen kann.
Die Murtenseeregion und das Seeland gehören zu den Regionen, in denen die Zecken besonders häufig mit den Krankheitserregern der FSME infiziert sind und wo somit auch die Übertragungsgefahr relativ gross ist. Dies geht aus einer Karte des Bundesamtes für Gesundheit hervor, auf welcher die Regionen oder Gemeinden angegeben sind, für die bei beruflichem oder häufigem Aufenthalt im Freien eine Impfung gegen die FSME empfohlen wird.
Gemäss Statistik erkranken in der Schweiz jedes Jahr etwa 150-200 Menschen an der FSME, während von der Borreliose jährlich zwischen 6000 und 12 000 neue Fälle diagnostiziert werden.
Angesichts der Gefahr, die eine Infektion durch Zeckenkrankheiten bedeutet, ist es wichtig, nach Möglichkeit zu vermeiden, dass es zu einem Stich und zum Blutsaugen kommt. Darüber hinaus sollte man auch für den Fall vorsorgen, dass es doch zu einem solchen kommt.
Vorkehrungen gegen Zeckenstiche und -krankheiten
Als medizinische Vorkehrung hat man die Möglichkeit, sich gegen die eine der häufigsten Zeckenkrankheiten, die Hirnhautentzündung, impfen zu lassen. Gegen die Borreliose hingegen besteht kein Impfstoff, man kann sie nur nach dem Stich bekämpfen, mit einer massiven Antibiotikabehandlung.
Umso wichtiger ist es deshalb, zu verhindern, dass es zu einem Stich und zur Übertragung von Krankheitserregern beim Blutsaugen kommt. Vorsicht ist bei Kindern vielleicht noch mehr als bei Erwachsenen angesagt: Zu vermeiden ist das Spazieren oder Spielen mit vielen nackten Hautstellen (kurze Hosen und Ärmel) im hohen Gras oder im Dickicht, auch schon das Streifen entlang einer Hecke, denn an all diesen Orten können Zecken auf ihr Opfer warten, um sich auf diese bei deren Vorbeigehen abstreifen zu lassen.
Mit genauem Hinsehen können „mitgenommene“ Zecken entdeckt werden, wenn man Glück hat, noch bevor der Stich erfolgt ist, mit dem der Saugvorgang beginnt. Nach einem Aufenthalt in einer gefährdeten Umgebung – im Wald oder auf einer Wiese – sollte deshalb der ganze Körper abgesucht werden. Auch die getragenen Kleider sind genau anzuschauen (beim Tragen heller Kleider lassen sich die Zecken eher erkennen), denn eine Zecke kann sich an diesen festhalten und sich erst zu Hause auf die Suche nach einer günstigen Einstichstelle am menschlichen Körper machen.
Diese Untersuchung am eigenen Körper wie auch bei anderen ausgesetzten Personen und insbesondere an Kindern muss sehr genau vorgenommen werden: Nicht nur die ausgewachsene Zecke mit einer Körperlänge von bis zu 5 mm kann Trägerin eines Krankheitserregers sein, doch damit ist auch bei der Nymphe (ca. 1,5 mm) und sogar bei der Larve (0,6 mm) zu rechnen. Die Zeckenlarve (s.Bild eingangs dieser Information, unten links) ist nicht zuletzt deshalb gefährlich, weil sie mit einer Grösse von 0,5 Millimetern und einer unauffälligen braunen Farbe durchaus als Hautflecken betrachtet und deshalb leicht übersehen werden kann. Hingegen sind die erwachsene Zecke und die Nymphe der gefährlichen „Ixodes Ricinus“ (auch Holzbock genannt) mit ihrem ausdehnungsfähigen roten Hinterteil leichter zu erkennen. Nach den Zecken in diesen drei Formen ist auch an den versteckten, Schutz bietenden Stellen des Körpers Ausschau zu halten.
Was tun nach einem Zeckenstich?
Hat die Zecke einmal gestochen und sich an der gewählten Körperstelle festgebissen, dann sollte man sie so schnell wie möglich entfernen, und zwar durch vorsichtiges Herausziehen am Saugrüssel dicht an der Einstichstelle. Dafür stehen mit einer Pinzette oder mit der „Zeckenkarte“ höchst einfache jedoch effiziente Hilfsmittel zur Verfügung. Wenn dabei der Stechapparat der Zecke in der Haut zurückbleibt, ist es das kleinere Problem: Auf keinen Fall sollte man sie verdrücken oder auf eine andere Weise wegzubekommen suchen, bei der der Inhalt ihres Körpers über die Bissstelle in den menschlichen Körper brüsk einfliessen könnte.
Es kommt aber vor, dass ein Zeckenstich unbemerkt vonstatten geht. Anzeichen, die auf einen möglichen Zeckenstich mit Borreliosegefahr hinweisen, sind das vorübergehende Auftreten einer Hautrötung, die sich von einem Zentrum aus ringförmig vergrössert oder sich verschiebt, sowie auch Kopf- und Gliederschmerzen, eventuell mit Fieber verbunden. In solchen Fällen sollte der Arzt aufgesucht werden, auch wenn diese ersten Symptome nach etwa einer Woche verschwinden.
Weiterführende Links und andere Informationsquellen
Für eine einfache Information und praktische Tipps (bereits für vorsorgende Verhaltensregeln) wird man mit Vorteil die Website der Liga für Zeckenkranke Schweiz / Ligue suisse des personnes atteintes de maladies à tiques (www.zeckenliga.ch/www.zeckenliga.ch/f ) konsultieren. Dort erhalten Sie auch die Dokumentation in gedruckter Form sowie auch „Karten“ zur sachgerechten Entfernung einer Zecke am Körper (Bestellungsadresse: Liga für Zeckenkranke Schweiz, Frau Johanna Zorzi, 3145 Niederscherli, oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .
Für eine vielseitige Information aus Behördensicht ist die von den Bundesämtern für Gesundheit sowie für Bevölkerungsschutz betriebene Website des Nationalen Referenzzentrums für zeckenübertragene Krankheiten (NRZK) / Centre national de référence pour les maladies transmises par les tiques empfehlenswert (abrufbar in den drei Landessprachen D,F,I sowie auf Englisch).
Nützliche Angaben zu den medizinischen Aspekten und zur Vorsorge sind auch auf der Website der Coop Vitality Apotheke zu finden (auch auf Französisch abrufbar).
Selbstverständlich können sich mit Ihren Fragen zum Thema Zecken an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden. Eine ärztliche Konsultation ist auf jeden Fall angebracht, wenn sie von einer Zecke gestochen worden sind oder auch Verdacht auf einen Zeckenstich haben – und zwar auch dann, wenn die auffallenden Symptome nach einigen Tagen vorbeigegangen sind. Geben Sie dann dem Arzt alle möglicherweise relevanten Informationen (Aufenthalt im Freien mit freier Haut, Feststellen einer festgebissenen Zecke oder Auftreten einer verdächtigen Hautrötung als Anzeichen, usw.). Diese Elemente sind notwendig, weil es bezüglich der Zeckenkrankheiten äusserst schwierig ist, eine sichere Diagnose zu stellen.
Mai 2014 – Gemeindeführungsorgan BZVRM
Informationschef GFO